Für viele Menschen – jung oder alt – bedeutet schon die Behandlung beim Zahnarzt Stress. In unserer chirurgischen Praxis kommt zusätzlich der operative Aspekt hinzu: es sollen Weisheitszähne entfernt, Wurzelspitzen gekappt oder Zahnimplantate gesetzt werden. Nach den Richtlinien der Krankenkassen sind dabei sämtliche „Zahnbehandlungen“ unter Spritze (also in lokaler Anästhesie) möglich. Auch für operative Eingriffe ist die Allgemeinnarkose nur „speziellen“ Patientengruppen, wie geistig oder körperlichen Mitmenschen, vorbehalten.
Um diesem Dilemma Abhilfe zu schaffen sind zwischen der Behandlung unter Spritze (Lokalanästhesie) und der Allgemeinnarkose auch sogenannte Sedierungen möglich. Bei diesen wird durch Gabe von bestimmten Medikamenten ein Rauschzustand erzeugt, der eine Behandlung in den allermeisten Fällen möglich macht. Es gibt zwei verschiedene Methoden, die in unserer Praxis zur Anwendung kommen. Nachfolgend wollen wir diese Sedierungen beschreiben.
Die Lachgas-Sedierung
Als „Rauschmittel“ kommt Lachgas zur Anwendung. Dabei wird über eine Atemmaske, die der Nase aufliegt, Lachgas in Kombination mit reinem Sauerstoff verabreicht. Nach kurzer Zeit stellt sich ein Zustand ein, der von Entspannung, Müdigkeit, Angstfreiheit, Verlust des Zeitgefühls und Verminderung des Schmerzempfindens geprägt ist. Die Patienten bleiben jedoch ansprechbar. In manchen Fällen stellt sich hinterher eine sog. retrograde Amnesie ein, d.h. man kann sich an die Zeit der Sedierung nicht erinnern. Die Lachgas-Sedierung kann bei fast allen Patienten, auch Kleinkindern, angewendet werden. Patienten werden vor der Sedierung auf Anwendungsbeschränkungen überprüft. Es handelt sich um ein extrem sicheres Verfahren, da die Geräte mehrere Sicherheitsfunktionen besitzen. In den USA gehört Lachgas zum täglichen Handwerkszeug der Zahnärzte und in Schweden werden fast alle Entbindungen in Lachgassedierung durchgeführt.
Durchführung der Lachgas-Sedierung
Der Patient kann vor dem Eingriff etwas gegessen und getrunken haben, sollte aber nicht mit vollem Magen erscheinen. Auf dem Behandlungsstuhl wird eine Nasenmaske aufgesetzt. Zusätzlich kommt ein Clip auf einen Finger, ein sogenannter Pulsoxymeter, mit dem Puls und Atmung kontrolliert werden. Ist nach Gabe von Lachgas der gewünschte Sedierungsgrad erreicht, wird die Lokalanästhesie verabreicht. Nach Abschluss der Behandlung bekommt der Patient über die Maske für 5 Minuten reinen Sauerstoff, so dass er wieder komplett seinen Normalzustand erreicht. Vorteil: Die Lachgassedierung ist ohne große Vorbereitung bei fast allen Patienten möglich. Es gibt keine Nachwirkungen. Nachteil: In seltenen Fällen kann es zu Unwohlsein kommen. Der „Rauschzustand“ ist in der Regel nicht sehr tief. Kosten: Die Kosten werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Privatpatienten sollten sich vorher wegen der Kostenübernahme bei ihrer Versicherung erkundigen.
Die intravenöse Sedierung
Bei dieser Sedierungsart wird über eine Vene ein Medikament verabreicht. Wir verwenden dazu Midazolam. Nach Legen eines Zuganges am Arm wird das Medikament darüber gespritzt und als Dauertropfinfusion weitergegeben. Der Zustand, der nach ca.15 Sekunden erreicht wird, ist gekennzeichnet von sehr starker Müdigkeit, Entspannung und Angstlösung. Die meisten Patienten vergessen die Behandlung ab Gabe des Sedativums vollständig. Da die intravenöse Sedierung deutlich tiefer geht als eine Lachgas-Sedierung, muß der Patient / die Patientin für die Behandlung nüchtern sein, das heißt am Vorabend kann bis 24 Uhr gegessen und getrunken (Analkoholisches) werden, danach darf man außer einem kleinen Schluck Wasser 2 Stunden vor der OP nichts mehr zu sich nehmen (zum Beispiel zur Einnahme von Medikamenten).
Durchführung der intravenösen Sedierung
In eine geeignete Vene am Arm wird ein Venenverweilkatheter gelegt, über diesen wird das Medikament verabreicht. Es wird ein Pulsoxymeter zur Überwachung von Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung an einem Finger angelegt. Erst jetzt wird die Lokalanästhesie durchgeführt. Im Anschluss an den Eingriff müssen Patienten noch 2 Stunden in unserer Praxis verbleiben, eine Betreuungsperson muß zugegen sein. Danach kann der Patient die Praxis verlassen, allerdings nur in Begleitung einer volljährigen Begleit-, bzw. Vertrauensperson. Auch zuhause muss die Überwachung bis abends sichergestellt sein. Vorteile: Sehr tiefe Sedierung mit retrograder Amnesie (siehe oben) Nachteil: Punktion einer Vene notwendig. Betreuung muss organisiert werden. Nachhang der Medikamentenwirkung. In extrem seltenen Fällen kann es zum Atemstillstand kommen Kosten: Wie bei einer Lachgas-Sedierung ist die intravenöse Sedireung eine Privatleistung. Der Versicherer sollte vorher gefragt werden.
Die Analgosedierung
Diese Sedierung wird in unserer Praxis nur durch den Narkosearzt durchgeführt. Hier wird neben dem Sedativum zusätzlich ein Schmerzmittel intravenös verabreicht. Dadurch werden noch tiefere Zustände erreicht, die aber entsprechend überwacht werden müssen.
Die Allgemeinnarkose
Hierbei schläft der Patient vollständig und muß komplett überwacht und beatmet werden. Dieses führt ausschließlich ein Narkosearzt (Anästhesist) durch.